Starkregen und Insektensterben – gibt es gemeinsame Lösungsansätze?

Veröffentlicht am 19.08.2018 in Presse

Am 9. Juni 2018 wurden viele Kronberger Haushalte von einem Starkregen betroffen, wie er in diesem Ausmaß zuletzt vor rund 40 Jahren aufgetreten ist. Nach solch einem Ereignis stellt sich naturgemäß die Frage, wie man sich in Zukunft diesen naturbedingten Einzelereignissen stellen will.

Zwar ist es richtig (wie es die CDU in ihrer Anfrage zum gleichen Thema getan hat), nach Ursachen und Verbesserungsmöglichkeiten im Kanalsystem zu fragen. Ein Ausbau des bestehenden Kanalnetzes, um künftig auch solche extremen Wassermengen bewältigen zu können, ist aber kaum möglich. Die Umsetzung und die daraus erwachsenden Kosten wäre zudem eine ungeheure Belastung für die Bürger und Unternehmen in Kronberg.

Die SPD möchte deshalb das Augenmerk auf die Möglichkeiten lenken, die eine voraus­schauende Stadtentwicklung und Architektur bietet und bereits heute bereit hält.

 

Vorausschauende Stadtentwicklung und fachlich kompetente Beratung

Die in Kronberg verbindliche Zisternensatzung, nach der seit vielen Jahren jeder Neubau mit einer Zisterne ausgestattet werden muss, war ein Schritt in die richtige Richtung! Eine wichtige Maßnahme zur Abmilderung der Folgen von Extremwetterlagen wäre es z. B., den Eigentümern von Bestandsbauten den Einbau einer Zisterne, die eben solche Stark­regen­spitzen abfängt, zu empfehlen. Eine kostenlose Beratung seitens der Stadt könnte ein erster Anreiz zu diesem Schritt sein.

Die Verringerung und Vermeidung von versiegelten Flächen bei öffentlichen wie privaten Flächen ist ein ebenso wichtiger Baustein wie die vorauschauende Planung von Reten­tionsflächen.

Aus Sicht der SPD sind daher in Zukunft bei der Vergabe öffentlicher Grundstücke ent­sprechende Maßgaben einzuhalten, sofern sie nicht schon über die Hessische Bauordnung gefordert sind. Auch hier wäre eine Beratung der Bauherren von privaten Grundstücken durch die Stadt wünschenswert.

 

Intelligente Architektur zulassen

Retentionsflächen lassen sich nicht nur ebenerdig, sondern auch auf bestehenden Flach­dächern (Gewerbe, Wohnhäuser und Garagen) einrichten. Die gibt es auch in Kronberg zahlreich!

Die jüngeren Bebauungen in Kronberg, beispielsweise im Opel-Zoo, beim Hotel am Bahnhof und auch bei der Bebauung der Schillergärten, gehen hier mit gutem Beispiel voran: Große Teile ihrer Flachdachflächen sind mit einer extensiven oder sogar intensiven Dach­begrünung versehen bzw. geplant. Es sei dabei erwähnt, dass Flachdächer oder leicht geneigte Dächer bereits seit Jahrzehnten ebenso zum Stadtbild Kronbergs gehören wie die klassische Sattel- und Walmdachformen.

Dachbegrünungen haben gleich einen mehrfachen Nutzen:

Die Wasserrückhaltekapazität eines Gründaches liegt – je nach Begrünungsart – bei jährlich 40-99% des Niederschlags; es ergibt sich eine Minderung der Spitzenabflüsse bis zu 100%! Dies entlastet wiederum das Kanalnetz (und im Rahmen der gesplitteten Abwassergebühren auch den Bürger).

Die Verdunstung des gespeicherten Wassers führt weiterhin zu einer Verbesserung des Umgebungsklimas durch Kühlung und Luftbefeuchtung – gerade die letzten Tage haben gezeigt, wie wünschenswert eine Steigerung dieses Potentials wäre.

Dachbegrünungen sind ökologische Ausgleichsflächen, sie bieten Lebensräume für viele Tierarten. Sie sind daher anerkannte Minderungsmaßnahme bei der Eingriffs-Ausgleichs­regelung durch das Bundesnaturschutzgesetzes!

So kann man – neben den weiteren Vorteilen von Gründächern, wie z. B. der effektiven Lärmdämmung und der Funktion als Staubfilter – auch der Bedrohung unseres Ökosystems durch das besorgniserregende Insekten­sterben entgegenwirken, wenn Flachdachbauten zugelassen bzw. sogar bevorzugt werden, vor allem mit der Vorgabe einer intensiven Dachbegrünung.

 

Appell der SPD : Begrünte Flachdächer für ein grünes und insektenreiches Kronberg

Die SPD appelliert deshalb an den Magistrat, bei der Beurteilung von Bauanträgen den Fokus auf diese wichtigen Punkte zu legen: Durch eine vorausschauende Stadtplanung und kluge Architektur bei Neubauten sowohl weiteren Schäden durch Starkregenereignisse als auch dem Insektensterben entgegen zu wirken!